Der Rückwärts
Organ des Antideutschen Kollegs
(www.nationalanarchismus.org/ADK)

17. Juni 2004
(Tag des Volksaufstandes 1953 gegen die Fremdherrschaft)


Stefan Kaus: Linke sind dem 4. Reich hoch willkommen

Öffentliche Entgegnung von Stefan Kaus auf Peter Töpfers Offenen Brief "Linke dem Regime höchst willkommen? – Im Regime des 4. Reiches offenbar nicht!" vom 13. Juni 2004 an ihn (1)

Im Anhang: Brief Reinhold Oberlerchers an Kaus zur Auseinandersetzung

15. Juni 2004

Lieber Herr Töpfer,

Ihre Stellungnahme, die ich mit Spannung erwartete, hat mich einerseits gefreut, andererseits aber auch ein wenig enttäuscht.

Angetan war ich, „etwas ignorant und arrogant“, wie ich nun mal bin, von der Tatsache, daß Sie mit einem „offenen Brief“ antworten, ein Vorgehen, das für den „Rückwärts“ doch sicher nicht als Erwiderung auf jede dummdreiste Wadenbeißerei üblich ist. Sie scheinen mich also für intellektuell satisfaktionsfähig zu halten, was mir schmeichelt. :-)

Sehr schön finde ich auch den Aufbau, die Dramaturgie Ihres Briefes, wie Sie nach kurzem effektvollen Ausfall gegen mich einen großen Linken zunächst anonym vorstellen, dann durch Nennung seines klangvollen Namens eine Granate zünden, um schließlich das so frappierte Publikum mit auf eine kleine Reise durch die letzten Jahrzehnte zu nehmen, um erneut diverse bedeutende Linke Revue passieren zu lassen. Respekt!

Enttäuscht war ich jedoch darüber, daß Ihre Entgegnung genau genommen an der Sache vorbei ging, wandte ich mich doch keineswegs gegen „die Linke“ schlechthin, sondern gezielt gegen „Anarchie“ sowie das Oxymoron „Nationalanarchie“. Schließlich weiß ich mich mit dem deutschkollegialen Dreigestirn MOM einig, daß das 4. Reich nur durch Gemeinsamkeit von Rechts und Links errungen und gestaltet werden kann – ganz hegelianisch, wonach nur das Ganze Wahrheit beanspruchen darf.

Erlauben Sie mir, bevor ich mich mit dem Anlaß unseres Wortwechsels befasse, einen Exkurs zu „links“ und „rechts“.

In den ersten Nationalparlamenten waren im wesentlichen drei Kräfte vertreten: Abordnungen des Grundbesitzes („Konservative“), des Kapitals („Liberale“) sowie der menschlichen Arbeitskraft („Sozialisten“) mit ungleicher Ausgangslage. Da das Recht zunächst fast ausschließlich aufseiten des Grundbesitzes lag, hatten in den Folgejahrzehnten Liberale und vor allem Sozialisten viel Arbeit, sich Rechte zu erkämpfen. Ausgehend von dem lediglich zufälligen und äußerlichen Merkmal der Sitzordnung prägten sich so die Begriffe „rechts“ (= „Rechte verteidigend“) und „links“ (= „Rechte einfordernd“) aus.

Im Zuge fortschreitender Differenzierung entstanden in den drei Lagern unterschiedliche Gruppierungen. Nur ein Beispiel: Wer auf der RAB 5, von Norden kommend, Frankfurt am Main erreicht, bekommt unter anderen auch die Ausfahrt Miquelallee angeboten. Sie erinnert an den Bürgermeister von Osnabrück und Oberbürgermeister der Mainmetropole, Dr. Johannes von Miquel (1828-1901), der 1859 den Deutschen Nationalverein mitbegründete und seit 1867 Mitglied der nationalliberalen Fraktion des preußischen Abgeordnetenhauses und Reichstages war.

Derartige Pointierung hatte freilich noch nichts mit der heute üblichen und geradezu krankhaften Verengung auf „rechts“ (= „national“) und „links“ (= „anti-national“) zu tun. Als Patrioten verstanden sich „Linke“ und „Rechte“ gleichermaßen. Das änderte sich nicht einmal um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert, als vor allem die Sozialdemokraten manche Exzesse im Verlauf der beliebten Sedanstage (2. September) nicht mehr mittragen wollten und eigene Veranstaltungen aufzogen. Auch dies war noch immer eine bloße Akzentverschiebung, kein fundamentaler Weltanschauungsbruch. Der kam erst in Folge der Weltkriege.

Vor allem nach dem zweiten bitteren Ende und der erneuten grotesken Kriegsschuldübernahme durch die OMF „Bundesrepublik“ als vermeintliche Rechtsnachfolgerin des Reiches suchten die „Linken“ sich ausschließlich in die Rolle von Unschuldslämmern und Opfern zu flüchten und die „Schuld“ allein den „Rechten“ zuzuschieben. Der Drang dazu wurde natürlich durch die Umerziehungspolitik der Besatzer sowie die Kanonisierung alliierter Greuelpropaganda als Offenkundigkeit verstärkt.

Der „Haider-Jude“ (so Ignatz Bubis) Peter Sichrovsky, dessen Buch „Der Antifa-Komplex“ ich Ihnen empfehle, schreibt dort auf Seite 41: „Endlos könnten hier Analysen präsentiert werden, die beweisen, daß Nationalsozialismus mehr mit Sozialismus zu tun hatte als mit Nationalismus oder in manchen Bereichen dem Kommunismus ähnlicher war als der Sozialismus.“ Das möchten die „Linken“ freilich nicht wahr haben: so streichen sie flugs den –sozialismus, sprechen nur von Nazis und preisen die Befreiung vom „Faschismus“, obwohl Deutschland nie von Italien besetzt war. „Sozialismus“ ist halt etwas „linkes“ und damit Gutes, und „des Teufels Generäle“ können somit keine Sozialisten gewesen sein.

Diese merkwürdige Geschichtsklitterung wird durch den Umstand tragisch, daß eine ganze Generation, die sogenannten 68er, heute an sämtlichen gesellschaftlichen Schaltstellen sitzt. Sie lümmeln sich in den Kabinetten ebenso wie in den Vorstandsetagen. Sie räkeln sich im Polstersessel des Chefredakteurs ebenso wie in dem des Intendanten oder des Universitätsdekans. Und diese Generation, die 68er, definiert sich – wie Sie, lieber Herr Töpfer, ganz richtig schreiben – links. Die „neue Mitte“, die selbstredend nicht die alte sein kann, ist ein Standpunkt links von der Mitte, und zwar sehr viel weiter links, als diese oder jene neolibertäre Attitüde weismachen will. Es werden heute antinationale, volksschädliche Positionen vertreten, vor denen selbst der äußerste Linksextremist des frühen zwanzigsten Jahrhunderts ausgespuckt hätte.

Wenn ich also in dem von Ihnen beanstandeten Netzrundenbeitrag schrieb: „Sobald jemand von den meinungsamtlichen Zeitgeistern als links verortet worden ist, genießt er im allgemeinen ein Recht auf Narren-, Meinungs-, Rede- und Publikationsfreiheit“, hat das durchaus seine Richtigkeit. Auch Sie widerlegen meine Diagnose keineswegs, denn die vermeintlichen Gegenbeispiele sind durchweg solche eines Schrittes vom Wege. Rassinier, Faurisson, Mahler, Oberlercher, Thion, Guillaume oder der soeben erst wieder verurteilte Reynouard sind doch allesamt nicht in ihrer Eigenschaft als linke Theoretiker verfolgt worden, sondern deshalb, weil sie an Tabus rührten, deren Bruch als „rechts“ verortet ist. Ein „Linker“ ist Antifaschist, Opfer oder Widerstandskämpfer. Wer die Vernichtungslager und sechs Millionen ermordete Juden in Frage oder die Forderung „ein Volk – ein Staat“ stellt, ist kein „Linker“ mehr. Er hat sich zum „Rechtsextremisten“ gemausert. Denken Sie nur an den Mythos der vermeintlichen Wandlung Horst Mahlers, ein Versatzstück unserer gleichgeschalteten Medienlandschaft (höre MP3-Datei in der Anlage).

Nun aber zum Gegenstand unserer Meinungsverschiedenheit – worum ging es? Sie, lieber Herr Töpfer, setzten sich angesichts drohender Verurteilung Horst Mahlers, Reinhold Oberlerchers und Uwe Meenens für deren Nichtbehelligung ein und gründeten spontan ein Freiheitskomitee. Diese löbliche Initiative fand auch meine Zustimmung, weshalb ich mich unter den Erstunterzeichnern auf Ihrer Netzpräsenz finde. Nun erfahren Sie aber so nebenbei, daß Reinhold Oberlercher vor längerer Zeit Reichsgesetze entwarf, die MOM sich quasi zu eigen gemacht habe. Diese Gesetze, so Ihr Informant, sähen unter anderem empfindliche Leibesstrafen für „Gottesmörder“ vor. Sie als bekennender Agnostiker fühlen sich dadurch ausgerechnet von denen bedroht, für deren Freiheit Sie sich vehement einsetzen. Die Gefahr scheint derart groß zu sein, daß Sie die Lage in einer leidenschaftlichen „Stellungnahme zur Situation um den Prozeß gegen Horst Mahler, Reinhold Oberlercher und Uwe Meenen (MOM) und Zwischenbilanz der Arbeit des Komitees ‚Freiheit für MOM!’ “ thematisieren.

Ihre Reaktion basierte auf einem doppelten Mistverständnis. Erstens meint der betreffende Oberlerchersche § 3 StErG mit „Gottesmord“ nicht persönlichen Unglauben, sondern Genozid. Zweitens, und das ist noch entscheidender, sind die Oberlercherschen Gesetzesentwürfe nichts als eine intellektuelle Spielerei, deren welthistorische Bedeutung nicht viel größer ist, als wenn ich an einem langen Winterabend sage: vielleicht werde ich König von Takatukaland – verfasse ich also schon mal meine erste Thronrede. Für das wiederhandlungsfähige Deutsche Reich – zwangsläufig zunächst das dritte, das sich dann vielleicht zum vierten entwickelt, benötigen wir den Codex Reinholdianus nicht, sondern können auf den bestehenden und nach wie vor gültigen Corpus der Reichsgesetze zurückgreifen. Sie hätten sich entspannt zurücklehnen und über die vermeintliche Inkriminierung lächeln können.

Auch ich wäre gewiß nicht näher auf den Vorfall eingegangen, hätte mich nicht ein wackeres Mitglied unserer Netzrunde – der Causa Töpfer mehr Ernst unterlegend, als ihr zukam – ausdrücklich dazu aufgefordert. Zitat: „Ich finde, Sie hätten jetzt eine wahrhaft historische Gelegenheit, exemplarisch zu zeigen, wie Sie vorzugehen gedenken, um Herrn Peter Töpfer als wahrhaft solidarischem und FREIEM 'Heterodoxen' zu zeigen, WIE SIE DIE sich selbst gestellte 'HERKULISCHE AUFGABE, EIN DEUTSCHES VOLK ZU MACHEN', DENN NUN KONKRET ANGEHEN WOLLEN .Interessiert erwarte ich (und wohl nicht bloß meine Wenigkeit) Ihre 'volkspädagogische' Stellungnahme und Handlung zu dem Vorgang Peter Töpfer.“

Die gestellte Aufgabe nutzte ich zunächst zu einer Art Sachverständigen-Gutachten, das Ihren Fall auf der Basis der Oberlercherschen Gesetze bewertete. Dabei trieb mich weder meine Veranlagung zum Inquisitor noch meine Bürokratenseele. Vielmehr urteilte ich ganz nüchtern über das, was mir zur Begutachtung vorlag. Ihre Situation war mir demnach vergleichbar der jenes Winzers, der seinen Weinberg zum Reblaus-Reservat ausruft und sich dann über die verdorbene Weinlese beschwert.

Ein nochmaliges Lesen meines Beitrages wird Ihnen vielleicht das Detail offenbaren, daß ich nicht einfach vom 4. Reich, sondern – präzisiert – von einem Deutsch-Kollegialen 4. Reich sprach. Bei solchen Ergänzungen denke ich mir zuweilen etwas. Ein Deutsch-Kollegiales Reich wird es nicht geben, es ist ein Reich der Theorie. Sie sehen also, daß Sie noch einmal mit heiler Haut davon gekommen sind! :-) Freuen Sie sich!

Für Volk und Reich!

Stefan Kaus

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Reinhold Oberlercher schrieb Stefan Kaus am 15. Juni 2004 das folgende und erteilte freundlicherweise ebenfalls seine Erlaubnis zu Veröffentlichung in Der Rückwärts

Lieber Herr Kaus,

Sie beginnen mit Ihrer Argumentation ausnahmsweise systematisch und daher auch richtig, werden dann aber gleich wieder historisch-empirisch und landen dann im Reich der Meinungen und des vorstellenden Denkens. Das Vierte Reich wird aber ein Reich des begreifenden Denken sein, andernfalls wird es nicht sein. Der § 3 StErG sanktioniert nicht den physischen Völkermord, sondern den Völkermord durch Theorie (und Propaganda etc.). Folglich ist die Strafe auch eine rein theoretische (Erklärung der Vogelfreiheit). Und übrigens bin ich in dieser Runde doch wohl noch nicht als Scherzbold aufgefallen. Daß es um eine Frage von äußerstem Ernste geht, hat Herr Töpfer schon sehr richtig gespürt.

Horst Mahler hat sich mündlich strikt gegen die Strafe der Volgelfreiheit erklärt. Vielleicht ist es jetzt an der Zeit, die Debatte über wirklich theoretische Differenzen zu eröffnen.

Auch muß ich Herrn Töpfer in Sachen Nationalanarchismus, und zwar Wort und Begriff, beispringen. Ein völkerrechtlicher Raum souveräner und reeller Nationen, also Nationalstaaten nach dem Grundsatz Ein-Volk-ein-Staat und keine bloßen Willens- oder Staatsnationen, befindet sich in nationalanarchistischer Verfassung, denn keine Nation beherrscht oder dominiert in diesem Raum eine andere Nation. Aber nicht nur außenpolitisch, sondern auch zivilgesellschaftlich hat die Nation Anarchie, - die wachsende Klasse der Herrenlosen, die Anarchisten als nichtstaatliche Transferklasse, welche die Etatisten zu ihren unmittelbaren Gegnern haben (vgl die 68. der 95 Thesen zum Parteienstaat).

Beste Grüße!

Oberlercher

 

(1) http://www.nationalanarchismus.org/adk/adk-theorie/kaus/kaus.html